Warum klare Kommunikation gerade heute so wichtig ist für Teams, Führungskräfte und Organisationen

Jeder kennt diese typischen Teamsitzungen: Ein Meeting ist beendet, und niemand weiß so recht, was eigentlich besprochen wurde oder wer nun welche Aufgabe übernimmt. Oft liegt das an unklarer Kommunikation – und genau daran wird sichtbar, welche Risiken sie für die Zusammenarbeit birgt.

Klare Kommunikation – mehr als Informationsaustausch

Kommunikation ist weit mehr als das bloße Weitergeben von Informationen. Sie hat immer auch mit Vertrauen und Transparenz zu tun. Wenn wichtige Inhalte nicht ausgesprochen werden, fehlt Orientierung – und damit die Grundlage für Zusammenarbeit. Vertrauen entsteht dann, wenn man darauf bauen kann, über alle relevanten Informationen und Rahmenbedingungen Bescheid zu wissen.

Zugleich macht Kommunikation unsere unterschiedlichen Wirklichkeiten sichtbar. Jeder Mensch hat eine eigene Sichtweise auf Abläufe, Erwartungen und Ziele. Wird diese Sichtweise nicht klar formuliert, bleiben Missverständnisse kaum aus. Klare Kommunikation bedeutet deshalb auch, die eigene Perspektive deutlich zu machen und offen zu hören, wie andere sie sehen. Auf diese Weise entsteht ein gemeinsames Bild – ein geteiltes Verständnis.

Kommunikation in Teams und Organisationen

Warum ist das gerade heute so wichtig?

Natürlich war klare Kommunikation schon immer wichtig – ob in kleinen oder großen Teams. Entscheidend ist, dass alle Beteiligten verstehen, worum es geht, und ein gemeinsames Bild entwickeln können.

Heute stehen Teams jedoch vor zusätzlichen Herausforderungen. Viele arbeiten in hybriden Strukturen: Ein Teil sitzt in Bremen, ein anderer in Hamburg, und trotzdem muss der Austausch funktionieren. Das ist möglich, aber erfordert besondere Klarheit.

Hinzu kommt die gestiegene Komplexität der Aufgaben. Kaum jemand arbeitet noch ausschließlich in einem eng begrenzten Bereich. Vielmehr muss sich jede und jeder in mehreren Themenfeldern auskennen – und dafür braucht es eine Kommunikation, die Orientierung bietet.

Auch die Vielfalt in den Teams hat zugenommen. Unterschiedliche Werte, kulturelle Prägungen und Generationen treffen aufeinander. Diese Vielfalt ist ein Gewinn, bringt aber auch die Notwendigkeit mit sich, Verständigung immer wieder aktiv herzustellen. Klare Kommunikation ist hier das Bindeglied, das Unterschiede anerkennt und doch eine gemeinsame Basis schafft.

Die vier Säulen klarer Kommunikation im Beruf

Man kann Kommunikation auf vier zentrale Säulen stützen. Diese vereinfachte Darstellung macht deutlich, welche Elemente für Verständigung im beruflichen Alltag entscheidend sind:

  1. Zielklarheit – allen Beteiligten sollte bewusst sein, warum sie miteinander sprechen. Geht es um eine Aufgabe, ein Projekt, einen Arbeitsprozess – oder um den sozialen Austausch?

  2. Rollen- und Verantwortungsdefinition – im Team ist es wichtig, zu wissen, wer welche Rolle hat und wofür verantwortlich ist.

  3. Verständliche Sprache und Kontext – klare Aussagen brauchen eine Einbettung. Ohne Kontext bleiben Worte leer.

  4. Feedback- und Rückfrageschleifen – Kommunikation bleibt lebendig, wenn regelmäßig überprüft wird, wie sie ankommt. Feedback geben, Rückmeldungen einholen und nachfragen, ob alle dasselbe Verständnis teilen.

Kommunikationsfallen in Organisationen

Eine der größten Kommunikationsfallen in Organisationen ist die sogenannte Meeting-Inflation. Zahlreiche Besprechungen finden statt, ohne dass sie zu klaren Ergebnissen führen. Für die Beteiligten entsteht schnell der Eindruck von Zeitverschwendung und Sinnlosigkeit.

Ein weiteres Problem ist der Fachjargon. Unterschiedliche Teams oder Abteilungen entwickeln oft ihre eigene Fachsprache. Wenn diese nicht für alle verständlich ist, fühlen sich andere ausgeschlossen.

Die dritte Falle besteht darin, Annahmen statt Fakten zur Grundlage zu machen. Es wird angenommen, dass es zu Positionswechseln kommt, dass neues Personal eingestellt oder Stellen abgebaut werden. Solche Annahmen verunsichern und führen leicht zu Gerüchten. Die bessere Alternative ist, direkt nachzufragen – und zwar an der richtigen Stelle.

systemische supervision und kommunikation in teams

Systemische Methoden zur Kommunikationsverbesserung

Für mehr Klarheit und Verständigung in Organisationen können systemische Methoden eine große Unterstützung sein:

  • Zirkuläre Fragen eröffnen neue Blickwinkel, z. B.: „Wie würde die Kundin beurteilen, was wir beschlossen haben?“

  • Visualisierung von Prozessen schafft Transparenz: Wo stehen wir, was sind die nächsten Schritte?

  • Moderationstechniken für Gleichwertigkeit sorgen dafür, dass alle Stimmen im Team gehört werden.

Praxisimpulse für Führung & Team

  • Check-in- und Check-out-Fragen: Einstieg und Abschluss von Meetings bewusst gestalten.

  • Klarheits-Reviews: Nach Meetings in wenigen Minuten festhalten, was beschlossen wurde und wer wofür zuständig ist.

  • Kommunikationsvereinbarungen: Gemeinsam festlegen, wie man im Team miteinander sprechen möchte – sichtbar und verbindlich.

Schlussgedanken

Klare Kommunikation ist wie ein Motor. Er läuft leise im Hintergrund, oft ohne dass man ihn bewusst wahrnimmt. Doch wenn er ins Stocken gerät oder gar ausfällt, kommt nichts mehr richtig voran. Läuft er dagegen zu laut oder unrund, wird deutlich, dass etwas nicht stimmt.

So ist es auch in Organisationen, Vereinen oder sozialen Einrichtungen: Kommunikation ist nicht neu als Thema, aber sie ist ein entscheidender Faktor für das Gelingen von Zusammenarbeit. Sie braucht immer wieder Aufmerksamkeit, Pflege und Achtsamkeit – damit der Motor nicht nur läuft, sondern zuverlässig trägt.

Achtsamkeit in Coaching und Supervision – Impulse aus einer systemischen Perspektive

Achtsamkeit ist längst mehr als ein Trendbegriff. Ihre Wurzeln reichen tief in die buddhistische Lehre hinein, ihre Wege führen durch den Gesundheitsbereich, die Psychotherapie, die Bildungsarbeit – und zunehmend auch in Coaching und Supervision. Doch was hat Achtsamkeit mit systemischem Arbeiten zu tun? Welche Rolle kann sie in der Begleitung von Menschen spielen, die sich selbst und ihre beruflichen Kontexte reflektieren möchten? Und worin liegt der Wert, diese Haltung nicht nur als Methode, sondern als Grundhaltung in die eigene Praxis zu integrieren?

Coaching oder Supervision, Klientin führt gerade eine kleine Achtsamkeitsübung durch

Vom Ursprung zur Praxis

In westlichen Kontexten wurde Achtsamkeit besonders durch die Arbeit von Jon Kabat-Zinn populär. Er übersetzte jahrtausendealte buddhistische Einsichten in einen weltlich orientierten, nicht religiös gebundenen Rahmen und entwickelte das heute weit verbreitete MBSR-Programm (Mindfulness-Based Stress Reduction). Ursprünglich zur Stressbewältigung gedacht, hat sich Achtsamkeit längst als Ressource für Selbstregulation, Klarheit und Kontaktfähigkeit etabliert – auch jenseits von Burnout-Prävention. Eine gute Einführung bietet Kabat-Zinns Buch Gesund durch Meditation (2001).

Im Kern meint Achtsamkeit eine innere Haltung: gegenwärtig sein, ohne zu urteilen. Wahrnehmen, was ist – im Körper, im Geist, in der Umgebung. Und dies mit einer akzeptierenden, freundlichen Grundhaltung. Was zunächst einfach klingt, entpuppt sich im Alltag als anspruchsvolle Übung, denn unser Geist ist geübt in Bewertung, in Eile, in Zielorientierung. Genau hier öffnet Achtsamkeit einen Raum: für Präsenz, für Kontakt, für Veränderung.

Systemisch denken – achtsam handeln

Coaching und Supervision sind Prozesse der Veränderung. Sie begleiten Menschen dabei, neue Perspektiven zu entwickeln, Ressourcen zu aktivieren, Handlungsspielräume zu erweitern. Die systemische Haltung ist dabei geprägt von Wertschätzung, Ressourcenorientierung, Allparteilichkeit und dem Vertrauen in die Selbstorganisationskräfte der Klient*innen. In dieser Haltung steckt bereits ein großes Maß an Achtsamkeit – auch wenn sie nicht so benannt wird.

Stefan Schmidt beschreibt in seinem Beitrag zur „systemischen Perspektive auf Achtsamkeit“ eine spannende Verbindung: Die Praxis der Achtsamkeit lässt sich als eine Art Kybernetik zweiter Ordnung verstehen. Das bedeutet, dass nicht nur beobachtet wird, sondern auch das eigene Beobachten in den Blick kommt – ein inneres Meta-Verstehen der eigenen Gedanken, Gefühle und Handlungsimpulse. Genau diese Qualität ist auch im systemischen Arbeiten zentral: sich der eigenen Resonanzen bewusst zu sein, Hypothesen als Konstruktionen zu erkennen, nicht zu verschmelzen mit dem Geschehen.

Eine ausführliche Darstellung findest Du in diesem lesenswerten Fachartikel von Stefan Schmidt: Eine systemische Perspektive auf die Praxis der Achtsamkeit (2016).

Achtsamkeit kann dabei unterstützen, diesen inneren Beobachtungsraum zu kultivieren – nicht als Methode, sondern als Haltung. Sie stärkt die Fähigkeit, präsent zu bleiben, gerade wenn Prozesse komplex oder emotional aufgeladen sind. Sie ermöglicht es, auch in herausfordernden Situationen offen, neugierig und akzeptierend zu bleiben. Und sie bietet die Möglichkeit, sich selbst und die eigene Wahrnehmung immer wieder zum Gegenstand der Reflexion zu machen.

Achtsamkeit als Grundlage von Supervision

In der Supervision – insbesondere in der Fallsupervision – ist Achtsamkeit eine wertvolle Ressource. Nicht nur im Sinne von „Entschleunigung“, sondern als konkrete Haltung im Prozess:

  • Gegenwartsorientierung: statt vorschneller Analysen ein erstes Innehalten, ein genaues Hinspüren: Was ist jetzt gerade da – im Raum, im System, in mir?
  • Akzeptanz und Nicht-Anhaften: Schwierigkeiten, Ambivalenzen oder Widerstände werden nicht sofort gelöst, sondern dürfen erst einmal sein. Das eröffnet neue Möglichkeitsräume.
  • Wahrnehmung des Körpers: Wo spürt man Spannung? Welche somatischen Marker tauchen im Prozess auf? Die Verbindung zum Körper kann hilfreiche Hinweise geben – für Supervisandinnen ebenso wie für Supervisorinnen.
  • Disidentifikation: Aus „Ich bin wütend“ wird „Da ist Wut“. Diese feine Verschiebung verändert den Umgang mit Emotionen und eröffnet einen Raum innerer Freiheit.

Gerade in der Arbeit mit belastenden oder verunsichernden Themen ist Achtsamkeit eine Möglichkeit, mit sich selbst in Kontakt zu bleiben, nicht vorschnell zu reagieren und dem Prozess zu vertrauen. Sie fördert eine innere Haltung, die auch im Sinne der systemischen Idee von Selbstorganisation als „Raumhalterin“ fungieren kann.

Vertiefungsmöglichkeit: Seminar „Ankommen bei mir“

Wer Achtsamkeit nicht nur als Konzept verstehen, sondern in sich selbst verankern möchte, ist herzlich eingeladen zum Seminar „Ankommen bei mir“. Hier geht es um die gelebte Erfahrung von Präsenz, innerer Sammlung und bewusster Selbstwahrnehmung – eingebettet in ein achtsames Gruppensetting mit Raum für persönliche Entwicklung.

Weitere Informationen und Anmeldung 

Wann Achtsamkeit im Coaching hilfreich ist

Auch im Coaching lassen sich achtsamkeitsbasierte Impulse sinnvoll integrieren – vor allem dann, wenn es um Selbstregulation, Entscheidungsfindung oder Krisenbewältigung geht. Einige Beispiele:

  • Zu Beginn eines Coachings: Ein kurzer Moment des Innehaltens, eine Atemübung oder ein achtsamer Check-in helfen, ganz im Kontakt mit sich selbst zu starten.
  • Bei Entscheidungsprozessen: Achtsamkeit unterstützt dabei, nicht nur kognitive Argumente, sondern auch Körperempfindungen und emotionale Resonanzen einzubeziehen.
  • In Übergangs- oder Umbruchphasen: Achtsame Reflexion hilft, Unsicherheit zu halten, innere Klarheit zu entwickeln und sich nicht in alten Mustern zu verlieren.

Übungen und Impulse für die Praxis

Nicht alle Achtsamkeitsübungen passen in jede Situation. Entscheidend ist das Maß an Freiwilligkeit, Offenheit und die Passung zum Setting. Hier einige achtsamkeitsbasierte Formate, die sich gut in Supervision oder Coaching integrieren lassen:

  • Atemfokus (2–3 Minuten): Die Aufmerksamkeit bewusst auf den Atem lenken, ohne ihn zu verändern. Eine einfache Möglichkeit zur Zentrierung.
  • Bodyscan im Sitzen (5–10 Minuten): Nacheinander verschiedene Körperbereiche spüren. Besonders hilfreich zur Erdung in herausfordernden Themen.
  • Achtsames Gehen (z. B. im Supervisionsraum): Jede Bewegung bewusst spüren. Gut geeignet, um Perspektivwechsel zu unterstützen.
  • Achtsames Fragenstellen: „Was nehme ich gerade wahr?“, „Welche Gedanken ziehen vorbei?“, „Was spüre ich im Körper?“ – Fragen, die die Beobachtungsschärfe fördern.
Achtsames reflektieren in der Supervision oder im Coaching

Achtsamkeit lehren – durch Haltung

Wichtig bleibt: Achtsamkeit lässt sich nicht „verordnen“. Sie entfaltet ihre Kraft dort, wo sie aus der eigenen Erfahrung kommt. Supervisorinnen und Coaches, die selbst in achtsamer Praxis geübt sind, strahlen diese Haltung aus – nicht als Technik, sondern als gelebte Präsenz. Klientinnen spüren, ob jemand im Moment präsent ist, ob er oder sie zugewandt ist, aufmerksam, wach. Insofern beginnt jede achtsame Praxis bei uns selbst – in der Art, wie wir sitzen, hören, sprechen, wie wir mit Spannung umgehen, mit Fehlern, mit Nichtwissen.

Eine systemische Haltung schließt Achtsamkeit implizit mit ein. Doch wer sie explizit kultiviert, kann das eigene professionelle Handeln vertiefen, verlangsamen, verfeinern. Nicht um mehr zu tun – sondern um bewusster zu sein.

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